Maria Callas war mehr als nur eine Sängerin – sie war eine Legende, eine Frau, die die Opernwelt revolutionierte und deren turbulentes Leben immer wieder für Schlagzeilen sorgte. Nun, 40 Jahre nach ihrem Tod, lässt die Dokumentation „Maria by Callas“ (2017) das Publikum die Operndiva auf eine völlig neue, intime Weise kennenlernen. Regisseur Tom Volf schafft es, die Zuschauer in die Welt einer Frau zu entführen, die hinter den Kulissen ebenso dramatisch lebte wie auf der Bühne.
Ein Leben erzählt in eigenen Worten
Was „Maria by Callas“ von vielen anderen Dokumentarfilmen über berühmte Persönlichkeiten unterscheidet, ist der erzählerische Ansatz. Die Geschichte wird fast ausschließlich aus Callas’ eigenen Worten erzählt – durch Briefe, Tagebucheinträge, Interviews und bisher unveröffentlichtes Archivmaterial. Maria Callas spricht quasi selbst zu den Zuschauern, was dem Film eine besondere Authentizität und Nähe verleiht.
Statt sich auf Expertenmeinungen oder Erzählungen Dritter zu stützen, konzentriert sich der Film auf die inneren Gedanken und Gefühle der Künstlerin, was sie in einem neuen Licht erscheinen lässt. Man begegnet nicht nur der schillernden Diva, sondern auch der privaten Maria, die oft mit den Herausforderungen des Ruhms, des Erfolgs und der Liebe kämpfte.
Die Dualität einer Künstlerin
Die Dokumentation offenbart eine Dualität in Callas’ Leben, die viele bis heute fasziniert: Maria, die private, verletzliche Frau, die sich nach einem normalen Leben sehnte, und Callas, die professionelle, unnahbare Künstlerin, die die Opernbühnen der Welt beherrschte. Diese innere Zerrissenheit wird besonders deutlich, wenn Callas von ihrem persönlichen Wunsch spricht, eine Familie zu gründen, oder von ihrem Herzschmerz über die Beziehung zu Aristoteles Onassis, der sie später für Jacqueline Kennedy verließ.
„Es gibt zwei Menschen in mir, Maria und La Callas… Wenn ich versuche, beide zusammenzuführen, wird das eine Katastrophe“, sagte Callas in einem ihrer berühmten Interviews, das in der Dokumentation gezeigt wird. Diese Aussage zieht sich wie ein roter Faden durch den Film und gibt einen tiefen Einblick in den inneren Konflikt einer Frau, die ständig zwischen öffentlichem Ruhm und privaten Sehnsüchten balancierte.
Ein visuelles und akustisches Meisterwerk
Neben den bewegenden persönlichen Erzählungen ist „Maria by Callas“ auch ein Fest für die Sinne. Der Film zeigt spektakuläre, restaurierte Aufnahmen von Callas’ ikonischen Auftritten in Opernhäusern auf der ganzen Welt. Ob in ihrer berühmten Rolle als Norma in Bellinis gleichnamiger Oper oder als Tosca in Puccinis Werk – Callas‘ stimmliche Brillanz und dramatische Ausdruckskraft sind auch Jahrzehnte später noch überwältigend.
Die Bilder aus ihrer Karriere werden von faszinierendem Archivmaterial ergänzt – private Videos, Fotografien und Zeitungsberichte, die das Bild einer Frau vervollständigen, die sowohl bewundert als auch von den Medien verfolgt wurde. Besonders eindrucksvoll sind die Szenen, in denen Callas in bisher unveröffentlichtem Filmmaterial in Interviews zu sehen ist, in denen sie offen über ihre Unsicherheiten und ihre Lebensentscheidungen spricht.
Eine neue Perspektive auf eine alte Legende
„Maria by Callas“ zeigt eine Seite der Opernsängerin, die vielen unbekannt war. Es ist nicht der Film über die unbesiegbare, göttliche Diva, sondern über die Frau dahinter – eine Frau, die trotz ihres außergewöhnlichen Talents und Erfolgs verletzlich, einsam und oft missverstanden war. Die Doku lässt uns Maria Callas auf eine Weise erleben, die berührt, weil sie nicht nur die Künstlerin, sondern auch den Menschen zeigt.
Callas’ oft zitierte Aussage „Ich bin keine glückliche Frau“ gibt dem Film eine melancholische Note. Doch trotz all der persönlichen Kämpfe, die die Dokumentation enthüllt, ist sie auch eine Hommage an die Ausnahmekünstlerin, die durch ihre Kunst Unsterblichkeit erlangte.
Eine Ode an Maria Callas
Für Fans klassischer Musik und Oper, aber auch für alle, die sich für die Geschichte einer faszinierenden, komplexen Persönlichkeit interessieren, ist „Maria by Callas“ ein Muss. Die Dokumentation ist ein bewegendes Porträt, das uns nicht nur an das musikalische Erbe von Maria Callas erinnert, sondern auch an ihre Menschlichkeit. „Maria by Callas“ ist ein Film, der nicht nur die Musik, sondern auch das Leben feiert – in all seiner Tragik und Schönheit.
Veröffentlicht am 7. September 2017, bleibt „Maria by Callas“ bis heute eine der umfassendsten und bewegendsten Darstellungen der Opernlegende und bietet einen unvergleichlichen Blick in das Leben einer der größten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts.